Lebenselixier Luft

Manola Märtens, Dietmar Hepper

Wir atmen bis zu 20.000 Mal am Tag – ohne darüber nachzudenken. Atmen hält uns am Leben. Doch was genau atmen wir ein? Luft ist weit mehr als ein chemisches Gasgemisch, denn alles in der Natur ist von Leben und Bewusstsein durchdrungen. Weshalb also gilt Luft als Lebenselixier? Wie beeinflussen und prägen wir sie? Und wie können wir die Qualität unserer Luft verbessern, die wir so dringend zum Leben benötigen?

Er liegt unverkennbar in der Luft: der Duft des Sommers. Was gibt es in dieser Jahreszeit Schöneres, als bei einem Spaziergang die Düfte der Gräser oder die würzige Waldluft einzuatmen? Von den Dingen, die wir zum Leben brauchen, ist Luft das Lebensnotwendigste – ohne sie können wir nur wenige Minuten überleben. Doch Atmen ist weit mehr als die Aufnahme und Abgabe chemischer Substanzen.

Wo entsteht Sauerstoff?

Fast der gesamte Sauerstoff in der Luft – sein Anteil beträgt 21 Prozent – wird von Pflanzen, Algen und manchen Bakterien durch Fotosynthese hergestellt. Bei diesem Vorgang bilden die Pflanzen aus Kohlendioxid und Wasser mithilfe von Sonnenlicht für sie wichtige Nährstoffe. Als Nebenprodukt entsteht bei der Fotosynthese auch Sauerstoff. Menschen und Tiere atmen diesen Sauerstoff ein, verbrauchen ihn und atmen Kohlendioxid aus. Dieses Kohlendioxid nehmen die Pflanzen bei der Fotosynthese auf, während sie gleichzeitig neuen Sauerstoff erzeugen. Ein phantastischer Kreislauf!

Wussten Sie, dass eine hundertjährige Buche innerhalb einer Stunde so viel Sauerstoff abgibt, wie 50 Menschen in der gleichen Zeit zum Atmen brauchen? Gleichzeitig bindet eine Buche pro Jahr circa 12,5 Kilogramm Kohlendioxid – was zeigt, dass wir Holz nicht leichtfertig verbrennen dürfen: Gerade zur Bewältigung oder Abmilderung der Klimakrise brauchen wir unsere Bäume und Wälder dringend als Kohlenstoffspeicher, d. h. zur Bindung des Treibhausgases Kohlendioxid – anstatt dass wir es durch Verbrennen in die Atmosphäre freisetzen. Bäume und Wälder helfen, unsere Städte zu kühlen. Waldböden sind zudem der größte Süßwasserspeicher in Deutschland. Unsere Wälder sind also enorm wichtig für das ökologische Gleichgewicht und den Klimahaushalt.

Atmen ist der Austausch von Leben

Sauerstoff ist für unseren Körper, für seine Organe und Lebensprozesse essenziell. Das Gehirn hat einen besonders hohen Sauerstoffbedarf. Obwohl es nur zwei Prozent des Körpergewichts ausmacht, beansprucht das Gehirn etwa 20 Prozent des Sauerstoffverbrauchs eines Organismus. Ohne Sauerstoff tritt schon nach kurzer Zeit eine Schädigung auf, nach acht bis zehn Minuten der Tod.

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig frische Luft ist und wie sie durch Stoßlüftung in geschlossene Räume gelangt. Auch für das Gehirn ist dies sehr hilfreich, denn intensive Gedankentätigkeit steigert unseren Sauerstoffbedarf erheblich; mangelnde Frischluftzufuhr, zusammen mit steigendem Kohlendioxidgehalt der Raumluft, macht schnell müde. Dass frischer Sauerstoff zum Denken und vor allem zum Knüpfen neuer Gedankenverbindungen wichtig ist, hat noch einen tieferen Grund, denn Atmen ist mehr als die Aufnahme und Abgabe chemischer Substanzen. Es ist der Austausch von Leben, von Lebenskräften in allen Bereichen unserer Konstitution in einem beständigen Kreislauf von Geben und Nehmen. Daher steht Luft in enger Beziehung zu Prâna, dem „Lebensprinzip“.

Feinstaub gefährdet unsere Gesundheit

Wirklich belebend kann Luft allerdings nur wirken, wenn sie schadstofffrei ist. Verschmutzte Luft, etwa durch Dieselabgase aus dem Verkehr oder Holzrauch aus Kaminöfen, hat eine gegenteilige Tendenz. Beim Verbrennen von Holz werden sogar deutlich mehr Schadstoffe freigesetzt als bei der Verbrennung von Öl oder Gas. Feinstaub (Partikel mit einem Durchmesser < 10 µm) und anhaftende giftige Chemikalien im Holzrauch können je nach Größe tief in die Lunge, die Lungenbläschen und Ultrafeinstaub (< 0,1 µm) sogar in die Lungenzellen eindringen und darüber ins Blut und so schließlich in andere Organe oder das Gehirn gelangen. Sie können u. a. schwerwiegende Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen hervorrufen, krebserzeugend sein, genetische Defekte erzeugen oder das Kind im Mutterleib schädigen und ebenso auf Stoffwechsel und Nervensystem wirken. Selbst vorzeitige Todesfälle können die Folge sein.

Luft ist voller Leben

In der Theosophie sind Leben und Bewusstsein nicht voneinander zu trennen: Alles Leben ist von Bewusstsein durchdrungen. Auch die Luft ist voller Leben! Durch das Ein- und Ausatmen der Luft findet ein permanenter Austausch von Leben und Bewusstsein statt. Die Bedeutung der Luft geht somit weit über den physischen Aspekt des Lebens hinaus. So schreibt von Purucker in den Grundlagen der Esoterischen Philosophie: „Selbst die Luft, die wir atmen, vibriert und ist lebendig mit den mannigfaltigen Leben in ihr.“

Gedankenkraftwerk Mensch: Gedanken wirken auf Luftqualität

Die Luft steht in besonderer Beziehung zu unserem Denken. Sie ist nicht nur unabdingbar für unsere Denkfähigkeit, insbesondere durch ihren Sauerstoffgehalt, sondern ihr sind auch all unsere höheren und niederen Gedanken und Gefühle aufgeprägt, ja sie ist von unseren Gedanken und Emotionen regelrecht durchtränkt. Damit ist sie Überträger mentaler und psychischer Gifte und Schlacken, die ihr durch unsere Atmung eingeprägt werden und die auf diese Weise in die Erdatmosphäre gelangen.

Wenn wir uns die Gedankenatmosphäre vor Augen halten in einer Welt von so vielen aufflammenden Krisen und Kriegen, von Streitigkeiten, Spannungen, Disharmonien, dann ist leicht erkennbar, wie sich diese negativen Einflüsse auf die Qualität der Luft auswirken und zu ihrer Verseuchung vielleicht noch in einem größeren Maße beitragen als die chemischen Ursachen.

Turbulente Zeiten: Die Erde wehrt sich

Nicht nur unsere Gedankenatmosphäre kann die Luft vergiften. Auch die rein physische Luftverschmutzung nimmt weltweit in vielen Regionen zu durch Industrien, Abgase, Rauch, Ruß, Staub, Aerosole und andere Schadstoffe. All das hat massive negative gesundheitliche Auswirkungen auf alle Lebewesen, nicht nur auf uns Menschen, denn die Luft umhüllt und durchdringt alles Leben auf der Erde. Sie ist die große Autobahn, über die ebenso der Amazonasregenwald seinen Mineraldünger aus der Sahara bezieht wie andererseits Krankheitserreger und Luftschadstoffe im internationalen Austausch sind.

Wir beeinflussen und prägen die Luft also auf vielfältige Weise und bekommen entsprechende karmische Auswirkungen früher oder später zu spüren. Wenn wir die Luft weiter in dieser Art verpesten und ebenso die sauerstoffspendenden Meere durch Schadstoffe verseuchen sowie rücksichtslos Wälder abholzen – die so wichtigen Klimahelfer und Sauerstoffproduzenten! –, dann werden entsprechende Rückwirkungen unvermeidlich und in immer größerem Maße spürbar sein.

Die Erde wehrt sich, muss sich wehren, wie jeder kranke Organismus sich wehrt, um wieder zu gesunden. Solche Prozesse äußern sich u. a. durch Naturkatastrophen, bei denen oft Luft eine zentrale Rolle spielt, wie Taifune, Orkane, Sturmfluten zeigen. Dies sind alles auch verzweifelte Anstrengungen der Erde, Disharmonien auszugleichen und ein harmonischeres und damit gesünderes Gleichgewicht wiederherzustellen.

Wir haben es daher in der Hand, inwieweit Luft als Lebenselixier wirken kann. Das birgt eine große Verantwortung, aber auch Hoffnung, denn jeder von uns kann auf seine Weise dazu beitragen, mehr Harmonie und Frieden in die Welt zu tragen. Atmen Sie tief durch und lassen Sie diese Gedanken auf sich – oder auf die Luft – wirken, vielleicht bei einem nächsten Spaziergang.

Buchtipp: Verborgenes Wissen – Die Einheit von Mensch und Natur. Verlag Esoterische Philosophie, Hannover, ISBN 978-3-924849-79-5. 

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